Pranayama

Hinter dem vierten Pfad des Yoga steckt eine uralte  Mythologie aber auch eine fundierte Wissenschaft. Pranayama ist sehr viel mehr, als das Kontrollieren des Atems. Es ist ein Weg sein Leben bewusster und gesunder zu gestalten. Richtiges atmen, so meinen viele Yogis, bedeutet gesund Leben. Heute erfährt das Atmen ein rießiges Comeback, mit Vertretern wie Wim Hof oder der Buteyko Methode wächst das Bewusstsein um eine korrekte und bewusste Atmung mehr und mehr.

Was ist Prana

Unter Pranayama wird häufig das Kontrollieren des Atems verstanden. Schaut man sich die Wortstämme im Sanskrit jedoch genauer an sieht man, dass sehr viel mehr als nur die Atmung hinter diesem Wort steckt. Prana bedeutet soviel wie “Lebenskraft” und kann mit dem Chi in der traditionellen chinesischen Medizin gleichgesetzt werden. Es ist die Essenz allen Lebens und gleichzeitig das, was uns am Leben hält.

Yama kann mit  “Kontrolle” übersetzt werden. Das bedeutet also, dass wir mit unseren Pranayama Übungen nicht bloß den Atem kontrollieren, sondern einen Einfluss auf die Lebenskraft, das Prana selbst nehmen. Das bedeutet wir können bestimmen, wie energetisch, gesund und glücklich wir uns fühlen. Das macht Pranayama für viele zum Um und Auf des Yoga. Nicht die Asanas oder das chanten des Om am Beginn einer Klasse, sondern das Bewusste lenken des Prana in ganz bestimme Bereiche des Körpers und des Geistes.

“Der Atem ist das Wesentliche im Yoga, da er das Wesentliche im Leben ist und im Yoga geht es um das Leben” -T.Krishnamacharya

Die Prinzipien des Pranayama

Ein Yogi unterscheidet in der Pranayama Praxis zwischen vier Hauptaspekten.

  • Puraka – das Einatmen
  • Rechaka – das Ausatmen
  • Antar Kumbhaka – Anhalten des Atems nach der Einatmung
  • Bahir Kumbhaka – Anhalten des Atems nach der Ausatmung

Die Atmung passiert im Yoga, mit Ausnahme einiger bestimmter Übungen, meist durch die Nase. Dabei ist dem Yogi bewusst, dass er mit der Ausatmung die Entspannung des Körpers fördert und mit der Einatmung, durch die Aufnahme von Prana, den Körper etwas mehr aktiviert. Kumbhaka, oder der Atemstillstand, wird als sehr fortgeschrittener Aspekt des Pranayamas betrachtet und sollte nur im Beisein eines Lehrers oder Meisters geübt werden. In der ursprünglichen Pranayama Tradition gibt es Yogis und Saddhus, die mit Hilfe von Kumbhaka einen erweiterten Bewusstseinszustand erreichen und zum Teil den Atem bis zur Bewusstlosigkeit anhalten.

Pranayama und das Nervensystem

Wie bereits erwähnt können wir mit gezielten Ein – und Ausatmen auch unser Nervensystem beeinflussen. Mit einer tiefen Einatmung aktivieren wir unser sympathisches Nervensystem, da wir dem Körper mehr Energie – mehr Sauerstoff – hinzufügen, den wiederum unsere Zellen brauchen um zu überleben. Ziehen wir hingegen unsere Ausatmung bewusst in die Länge, aktivieren wir das parasympatische Nervensystem, welches den Körper in die Ruhephase bringt. Dadurch sinkt unsere Herzfrequenz und der Körper tankt seine Energiereserven wieder auf. Von einem yogischen Standpunkt aus gesehen, könnte man auch argumentieren, dass man die männliche, oder Sonnenenergie, des Körpers aktiviert oder die gegenteilige weibliche, oder Mondenergie aktiviert. Die Sonnenenergie wäre dementsprechend mit dem sympathischen Nervensystem verbunden und die Mondenergie mit dem Parasymphatikus.

Pranayama und Asanas

Wer schon einmal eine Yogaklasse besucht hat hat wahrscheinlich an einem Punkt auch eine Anleitung zum Atmen erhalten. „Einatmen hochstrecken, ausatmen in die Vorbeuge sinken“, so oder so ähnlich kann eine Bewegungsabfolge mit dem Atem in Verbindung gebracht werden. Aber warum wird im Yoga so ein großer Fokus auf das Verbinden der Bewegung mit der Atmung gesetzt? Eine Erklärung dafüpr ist, dass wenn der Atem früher oder später im Einklang mit der Bewegung ist, ein Zustand der bewegten Meditation erreicht werden kann. Eine weitere Erklärung wäre, dass Asanas den Platz für das Prana, dieLebensenergie, schaffen und durch die bewusste Atmung dieser geschaffene Raum dann mit Prana gefüllt wird. So gesehen machen die Bewegungen allein noch kein Yoga. Erst wenn man den Atem bewusst und gekonnt mit der Bewegung in verbindung bringt, vollendet sich der Kreislauf des Prana.

Pranayama als Reinigung

Damit sind wir aber noch lange nicht am Ende der Vorteile dieser uralten yogischen Praxis angekommen, denn die Atemübungen fungieren außerdem als Reinigungsmechanismus und zwar physisch, wie auch psychisch. Körperlich gesehen unterstützt uns das bewusste Atmen nämlich beim ausscheiden gewisser Giftstoffe wie Kohlendioxid aber auch durch das Anregen der Lymphflüssigkeit, welche eine wichtige Rolle beim Entgiften des Körpers spielt. Mental reinigt uns bewusstes Atmen ebenso, indem wir, zum Beispiel durch Visualisationen, negative Belastungen einfach ausatmen. Vielen Praktizierenden hilft die Konzentration auf das Atmen außerdem dabei sich auf den Moment zu konzentrieren und belastende Gedanken, zumindest für eine Weile, an sich vorbeiziehen zu lassen. Das alleine ist so zu sagen wie eine Entgiftung von negativen Gedanken, welche dann für den Zeitraum der Atemübung den Körper nicht in Stress versetzen können.

Die Atemphysiologie

Beim Atmen aktiviert der Körper verschiedene Muskeln, die in Haupt – und Nebenmuskeln unterschieden werden. Die Reise eines Atemnzugs beginnt, zumindest bei den meisten Yogis, bei der Nase und fließt dann weiter über den Rachen in die Luftröhre. Von dort erreicht er dann die Lungen und die Bronchien, wo er dann schließlich in Form eines chemischen Prozesses an die Zellen weitergeleitet wird und sich in Energie umwandelt. Diesen erstaunlichen Trick vollbringt der Durchschnittsmensch rund 20.000 mal pro Tag!

Pranayama ist nicht zu unterschätzen

So lebensnotwendig das Atmen auch ist sind vor allem fortgeschritttene Pranayama Übungen jedoch nicht zu unterschätzen. Bei einer inkorrekten Ausüben derselben kann dem Körper und der Psyche unter Umständen Schaden zugefügt werden. Dies gilt vor allem für Personen, die an einer physischen Krankheit leiden und praktizieren oder für Personen, die an psychischen Krankheiten, wie chronischem Stress, Angst oder Depression leiden. Es ist jedoch gegen jedes Übel ein Kraut gewachsen, wie man so schön sagt und für viele der erwähnten Beschwerden gibt es ein Pranayama, das unter Umständen unterstützend wirken kann. Wichtig ist genau abzuwiegen welche Atemübung das passende Kraut ist und dies mit einem gut ausgebildeten Yogalehrer und eventuell einem Arzt abzusprechen.

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