Yin Yoga

Yin ist der weibliche Aspekt zu seinem Gegenstück Yang. In unserer heutigen Gesellschaft sind wir mehr Yang orientiert, da meist alles schnell, viel, kraftvoll und aktiv sein muss. Es tut deshalb immer wieder gut und ist wichtig für unsere energetische und körperliche Balance, der weiblichen Komponente mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Das bedeutet zu entschleunigen, weich und ein wenig passiv zu werden. Yin Yoga hilft uns genau dabei. Es geht darum, durch Aufmerksamkeit seinem Körper, Geist und unsere Emotionen vollkommen wahrzunehmen und anzunehmen und lehrt uns, dass es im Leben um mehr geht als um Geschwindigkeit. Mit Yin kannst du einfach vollkommen im Moment sein und Zen genießen.

Die Vorteile einer Yin Praxis

Eine Yin Praxis hat, wenn sie von einem ausgebildeten Lehrer angeleitet wird, viele Vorteile für Körper und Geist. Im Yin geht es in erster Linie darum in die Stille zu gehen und zu beobachten. Die Posen im Yin Yoga  werden meist zwischen 3 und 10 minuten gehalten. Ja richtig gelesen, es kann sein, dass du in ein und derselben Pose 10 Minuten lang verweilst. Für viele Personen kann das still sein und im Moment verweilen irrsinnig herausfordernd sein, vor allem wenn man eine Vata* Persönlichkeit hat und gerne schnell und unbeschwert durch verschiedene Posen gleitet (*zu den Doshas kannst du gerne mehr in unserem Ayurveda Artikel nachlesen).

Wenn man sich dem Yin Yoga jedoch öffnet und den Körper seine Arbeit machen lässt, ist diese Art des Yoga ausgesprochen hilfreich und unterstützt uns dabei zu entspannen, uns zu erden und zu öffnen, es unterstützt uns in emotionaler Heilung und hilft uns loszulassen. Yin Yoga kann außerdem bei hohem Blutdruck, Angstzuständen und Depression helfen, wenn die Einheit von einer gut ausgebildeten Person geleitet wird und diese bestenfalls über deine Beschwerden bescheid weiß.

Im Yin Yoga spielen die Faszien (das tiefe Muskelgewebe), eine große Rolle. Durch das Verweilen in den einzelnen Posen bekommt der Körper die Möglichkeit dieses tiefe Muskelgewebe zu aktivieren, wo wir viel Spannungen festhalten und auch Emotionen wie Ärger, Angst, Wut etc. sich anheften.  Das ist auch der Grund, warum Yin Yoga bei psychischen Beschwerden nicht leichtfertig besucht werden sollte. Was für eine Person entspannend und hilfreich sein kann, kann für die nächste Stress und Ängste auslösen. Prinzipiell ist Yin Yoga jedoch sicher und hilft den Parasympathikus zu aktivieren.

Prinzipien im Yin Yoga

Das wichtigste Prinzip im Yin Yoga ist wohl, deine Grenzen zu kennen und zu respektieren. In deiner Yin Praxis ist es wichtig den Punkt zu finden, an dem du genau die Richtige Dehnung spürst, die dir erlaubt in die Faszien vorzudringen aber dich gleichzeitig auch länger als gewohnt in der Dehnung ausharren lässt.

Sobald man Widerstand des Körpers spürt, hört man auf tiefer in die Pose zu gehen und das braucht Stille, Feinfühligkeit und Respekt für die eigenen Grenzen des Körpers.

Ein weiteres wichtiges Prinzip, ist das Thema der Passivität und Ruhe. Im Yin erkennen wir, dass Passivität alles andere als Leere bedeutet. Es ist ein Weg stark zu sein aber die Hülle weich werden zu lassen, sodass alle Barrieren schmelzen und wir in unseren mentalen und emotionalen Körper vordringen können. Wir möchten uns also um einen ruhigen Körper und um einen ruhigen Geist bemühen um in die tiefen Schichten der Muskeln und unseres Geistes einzudringen.

Im Yin Yoga bewegen wir uns also kaum und fließen auch nicht von einer Pose in die nächste. Vielmehr wissen wir über die Grenzen unseres Körpers bescheidund treffen ihn kurz vor dieser schmerz- und emotionalen Grenze an. Wir unterstützen die physische Hülle mit Props wie Kissen, Decken, Rollen oder Augenbedeckungen um den emotionalen Vorgang bestmöglich zu unterstützen. Der Körper bleibt ruhig und entspannt und der Geist dringt zu den tiefen Emotionen vor.

Was kann ich mir von einer Yin Klasse erwarten?

Natürlich hat jede Lehrerin ihren eigenen Stil um die Magie des Yin zu unterrichten. Meist sind folgende Punkte jedoch Bestandteil einer klassischen Yin Klasse:

  • Set the Scene: Der Raum wird besonders gemütlich gemacht. Lichter sind gedimmt, Räucherstäbchen brennen, die Energie im Raum ist ruhig und geerdet.
  • Sprechen: Durch liebevoll gewählte Worte und mit ruhiger Stimme wird man als Teilnehmer einer Yin Klasse langsam aus dem Kopf und in das Fühlen hineingeleitet.
  • Props: Wie bereits erwähnt, wird der Körper mit so vielen Props wie notwendig in der Pose gestützt.
  • Ruhiger Körper: Der Körper bleibt während der Pose ruhig und passiv, sodass die Dehnung die Faszien stimulieren und mögliche festgefahrene Emotionen lösen kann.
  • Ruhige Musik: Meist wird zur unterstützung ruhige Musik ohne Text und ohne viel Rhythmus gespielt.
  • Adjustments: Während man sich in die Pose entspannt, kann es sein, dass die Yogalehererin mit dezenten Adaptierungen die Pose noch etwas angenehmer für dich gestaltet.

Am Ende einer Yin Yoga Klasse fühlst du dich vielleicht tiefenentspannt und glücklich oder auch emotional und etwas unruhig. Egal wie dein System auf eine Yin-Erfahrung reagiert, sei dir im klaren, dass jede Reaktion ok ist. Es gibt kein Richtig und kein Falsch und meist passiert genau das was du gerade brauchst oder in dem Moment zulassen kannst. Denk daran nach deiner Yin Yoga Einheit viel Wasser zu trinken und vielleicht möchtest du deine Empfindungen und Erlebnisse direkt danach aufschreiben. Das kann hilfreich sein um den emotionalen Prozess mit der Zeit besser zu verstehen und annehmen zu können.